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Feb 19

ARD „Framing manual“ – Geheimpapier: So sollen wir umerzogen werden

Sie hat aufgeschrieben, wie uns die ARD umerziehen soll: Dr. Elisabeth Wehling (37), Sprachwissenschaftlerin, Expertin für „Framing“Foto: picture alliance/dpa

Sieht sich die ARD in einem „Krieg“ gegen ihre kritischen Zuschauer? Die „Süddeutsche Zeitung“ schreibt heute, „Das Erste“ erwecke genau diesen Eindruck mit seinem umstrittenen Geheimpapier „Framing-Manual“ (BILD berichtete).

Wie kommt die „SZ“ darauf?

Tatsächlich gab die ARD das Gutachten in Auftrag, um sprachlich den Kampf aufzunehmen mit ihren schärfsten Kritikern, die immer wieder von „Staatsfunk“ und „Zwangsgebühren“ sprechen. „Auch und gerade in Zeiten, in denen Gegner der ARD deren Relevanz in Frage stellen“ gehe es darum, die Aufgaben und Ziele der ARD „gegen die orchestrierten Angriffe von Gegnern“ zu verteidigen, so heißt es in dem Geheimpapier, das mittlerweile wohl noch mehr Menschen kennen als die ARD und deren Sender Mitarbeiter haben (mehr als 20 000).

„Orchestrierte Angriffe“? „Gegner“? Wer so etwas lese, der „kann dabei den Eindruck gewinnen, die Öffentlich-Rechtlichen befänden sich im Krieg“, schreibt die „Süddeutsche Zeitung“ heute.

Ein „Krieg“ gegen Kritiker – und gegen das Privatfernsehen. Denn: das Papier bietet auch eine Sprach-Anleitung für alle ARD-Oberen, um private Sender gezielt schlechtzureden: Die Arbeit der ARD, so heißt es, sei „von moralischen Prinzipien getragen“, überzeugt von der eigenen „moralischen Notwendigkeit für das gesellschaftliche Miteinander“ – während die „medienkapitalistischen Heuschrecken“ des Privat-TV nur dem Profit dienen würden.

Habe der Gebührenzahler dies erst einmal verstanden, sei er dagegen, Bildung und Kultur „in die flatterhaften Hände des Kommerz-Rundfunks zu legen“ und die ARD „zugunsten von Kommerz-Sendern“ zu schrumpfen, heißt es in dem „Framing Manual“.

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Eine „Sprech-Anleitung“ für alle ARD-Oberen: das sogenannte „Framing Manual“, ein Gutachten auf Bestellung der ARD
Eine „Sprech-Anleitung“ für alle ARD-Oberen: das sogenannte „Framing Manual“, ein Gutachten auf Bestellung der ARD Foto: ARD

Medien-Experte kritisiert die ARD

Neben der Kritik an der martialischen Sprache des ARD-Gutachtens wächst aber auch die Kritik an der Intransparenz der ARD. Daran, dass der öffentlich-rechtliche Sender selbst das Papier unbedingt unter Verschluss halten wollte („Zur Weitergabe völlig ungeeignet“). Und daran, dass die ARD immer noch verschweigt, wie viel Gebührengeld die Anfertigung des Gutachtens verschlang.

Martin Rabanus (47), Medien-Experte der SPD-Bundestagsfraktion, sagte zu BILD: „Dass ein großes Unternehmen wie die ARD darüber nachdenkt, wie es sich nach außen darstellt, halte ich für nicht ungewöhnlich. Die Kosten müssen aber transparent dargestellt werden!“

Transparenz und Offenheit? Von wegen! Und das, obwohl sich „der öffentlich-rechtliche Verbund doch gerade erst und noch ganz ohne Framing-Manual – Transparenz verordnet hat“, so kritisiert die „Süddeutsche Zeitung“.

Stattdessen aber ließ ARD-Generalsekretärin Susanne Pfab auf BILD-Anfrage lediglich mitteilen:„Wir bitten um Verständnis, dass wir über die Angabe hinaus, dass Frau Dr. Wehling branchenüblich vergütet worden ist, keine weiteren Auskünfte geben“.

Die ARD hatte das Gutachten vor zwei Jahren bei der Sprachwissenschaftlerin Dr. Elisabeth Wehling (37) vom Berkeley-Institut in Auftrag gegeben. Wehling selbst äußerte sich auf BILD-Anfrage nicht, erklärte auf ihrer Internet-Seite aber, dass sie den Auftrag erhielt, um „den tatsächlichen Wert des öffentlich-rechtlichen Rundfunks für die Demokratie schon auf den ersten Blick besser erkennbar“ zu machen.

Dafür wertete die Wissenschaftlerin dann – nach eigener Auskunft – vor allem Pressemitteilungen der ARD aus. Bei dem öffentlich-rechtlichen Sender stieß die Sprech-Anleitung auf großes Interesse und auch auf Lob. Wehling stellte den ARD-Oberen ihre Ideen „in Workshops“ vor. Das Papier hatte am Ende den Segen der ARD.

Und das nicht etwa durch mehr Qualität, besseres Fernsehen und mehr Information. Sondern durch eine Art Manipulation unserer Köpfe: sogenanntes „Framing“ („Frame“: engl. für Rahmen). Gemeint ist das geschickte Nutzen bestimmter Wörter und Sprachbilder, um unsere Meinung zu beeinflussen. Ein Mittel aus Politik und Werbung. Kritiker nennen das Gehirnwäsche.

Quelle: BILD

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