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Jan 30

Griechenland plant schwimmende Barrieren gegen Migranten

Ein afghanischer Migrant am Strand vor der Insel Lesbos.

Ein afghanischer Migrant am Strand vor der Insel Lesbos.Foto: REUTERS/Giorgos Moutafis

Athen erwägt „schwimmende Schutzsysteme“ gegen Flüchtlinge, die aus der Türkei über das Mittelmeer kommen. Geplant sind demnach „Barrieren oder Netze“.

Griechenland will vor seinen Küsten mit „schwimmenden Schutzsystemen“ gegen Flüchtlinge vorgehen. Das griechische Verteidigungsministerium veröffentlichte am Mittwoch eine Ausschreibung für die Installation von Absperrmechanismen in der Ägäis, die im „Notfall“ gegen aus der benachbarten Türkei kommende Flüchtlinge eingesetzt werden sollen.

Es soll sich dabei um „Barrieren oder Netze“ mit einer Länge von knapp drei Kilometern handeln, die von den griechischen Streitkräften angebracht werden sollen.

Zunächst sei ein Versuch geplant, sagte Verteidigungsminister Nikos Panagiotopoulos. „Wir wollen sehen, ob das funktioniert und wo und ob es eingesetzt werden kann“, so Panagiotopoulos im Nachrichtensender Skai am Donnerstagmorgen. Die konservative griechische Regierung will auch 1200 neue Grenzpolizisten einstellen und baut geschlossene Registrier- und Abschiebelager auf den Inseln im Osten der Ägäis.

Die Systeme sollen nach Angaben der Behörden einen halben Meter aus dem Wasser ragen und mit blinkenden Lichtern ausgestattet sein. Die geschätzten Gesamtkosten für das Projekt belaufen sich laut der Ausschreibung auf eine halbe Million Euro. Weitere Details teilten die Behörden zunächst nicht mit.

Die griechische Presse verglich die geplanten Absperrungen technisch mit den Barrieren gegen Ölteppiche im Meer. Die Ausschreibungen waren am Vortag auf der Homepage des Verteidigungsministeriums veröffentlicht worden. Beobachter in Athen bezweifelten, das die Barrieren Schleuser und Migranten davon abhalten könnten, die griechischen Küsten zu erreichen.

[„Wir haben Angst, dass es wieder wird wie 2015 – lesen Sie hier einen Bericht über die aktuelle Situation auf den griechischen Inseln.]

Seit 2015 erhält das griechische Einwanderungsministerium von der Armee logistische Unterstützung bei der Bewältigung der durch die Ankunft von Flüchtlingen entstehenden Aufgaben.

Die Zahl der Migranten aus der Türkei ist 2019 stark gestiegen

Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) hatte 2019 die Zahl der Migranten, die illegal aus der Türkei nach Griechenland kamen, deutlich zugenommen. Waren es 2018 gut 50.500 Menschen gewesen, so kamen im vergangenen Jahr gut 74 600 aus der Türkei. Die Registrierlager auf den Inseln Lesbos, Chios, Samos, Leros und Kos sind für nur rund 7500 Menschen gebaut und heillos überfüllt. Die Menschen leben dort unter miserablen Bedingungen.

Nach der Verschärfung der Asyl- und Aufenthaltsverfahren für Flüchtlinge in Griechenland will die konservative Regierung des griechischen Regierungschefs Kyriakos Mitsotakis auch die Rückführung von Menschen beschleunigen, die „keinen internationalen Schutz benötigen“ oder deren Asylanträge abgelehnt wurden. Menschenrechtsorganisationen lehnen diese Maßnahmen entschieden ab. (AFP/dpa)

Quelle: Tagesspiegel.

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