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Apr 21

Lauenburg: Hunde einer Stormarner AfD-Kandidatin vergiftet

Annette Walther mit Dackelmischling Rüdiger in ihrem Garten in Lauenburg, vermutlich haben alle sieben Hunde die Giftköder geschluckt. Foto: Sebastian Knorr / HA

Unbekannte werfen Rattengiftköder über Zaun der Tierschützerin. Sie sieht einen Zusammenhang mit ihrer Politik.

Lauenburg.  Annette Walther ist sich sicher. Dies war kein Hundehasser und auch kein genervter Nachbar. Dies war ein „feiger Anschlag“, der ihrer politischen Haltung galt – aber ihre sieben Hunde traf. Walther ist Direktkandidatin der Alternative für Deutschland, kurz AfD, für die Landtagswahl am 7. Mai im Wahlkreis Stormarn-Mitte und engagiert sich als Tierschützerin. Auf sieben Vierbeiner passt die 56-Jährige derzeit auf: vier davon gehören ihr, drei versucht sie, an neue Besitzer zu vermitteln.

Annette Walther hat Anzeige bei der Polizei erstattet

Am Mittwochmorgen dann das: Unbekannte warfen eine komplette Packung mit Rattengiftköder über die Pforte zu ihrem Grundstück in Lauenburg, beschmiert mit Leberwurst. In einem Gewerbegebiet hat die Oststeinbeker Maklerin hier Räume und eine große Rasenfläche angemietet – Auslauf für die Vierbeiner, die sich am Mittwochmorgen über die „Leckerlis“ des Unbekannten freuten.

„In dieser Art und Weise habe ich das noch nicht erlebt“, sagt Tierärztin Suanne Theel am Donnerstagmorgen in Walthers Garten. Mit ihrem Fingernagel tippt sie vorsichtig gegen eine Spritze mit Blut und hält sie ins Licht. Ein Gerinnungstest: Je schneller das Blut fest wird, desto eher ist auszuschließen, dass sich die Hunde vergiftet haben. Das Problem sei nämlich bei Rattengift: „Erstmal sieht man gar nichts, dann verbluten die Tiere innerlich.“ Nach dem Vorfall hatte sie den Hunden sofort Brechmittel verabreicht. Offenbar erfolgreich: Nur einer der Gerinnungstests lässt eine Vergiftung vermuten. Das Blut muss jetzt ins Labor, dann muss vielleicht weiter behandelt werden. Abwarten also.

Sie kümmert sich seit Jahren um Hunde aus dem Ausland

Annette Walther ist ratlos. Die Polizei war bereits da. „Aber die werden wohl auch niemanden finden“, sagt sie resigniert. Ihr ganzes Leben kümmere sie sich um Hunde, auch und besonders um solche aus schlechten Verhältnissen, aus Ungarn und Rumänien. In Lauenburg hat sie zudem eine Hundeklappe betrieben. Und die Vierbeiner danken es ihr auf ihre Weise: Immer wieder stört eine kalte Schnauze das Gespräch.

„Das ist Mario“, stellt Walther vor. Ein portugiesischer Herdenschutzhund der gut 70 Zentimeter misst. „75 Kilo Herzlichkeit“, sagt die stolze Besitzerin. Irmgard, ein zwölfjähriger Terriermischling, muss seit einer Misshandlung mit drei Beinen klarkommen. Auch ein Mops mit Epilepsie gehört zu der Gruppe. Sie traf der Anschlag, gegolten hat er möglicherweise ihrer Halterin.

Parteikollegen wurden beim Aufhängen der Wahlplakate beschimpft

Walther ist, wie viele in ihrer Partei, politischer Neuling. Sie ist 56 Jahre alt, hat ein freundliches aber resolutes Auftreten. Seit anderthalb Jahren ist sie bei der AfD. Immer schon habe sie sich politisch interessiert. Walther ist eine Frau, die sagt, was sie denkt. Auch, dass sie gegen den Islam ist zum Beispiel – und zwar kategorisch. Extrem empfindet sie sich selber nicht.

Sie wolle nur, „dass es wieder so wird wie früher“, sagt sie, „dass man wieder sicher auf die Straßen gehen kann.“ Man werde eben in den Medien stets falsch verstanden.

Seit drei Tagen hängen ihre Plakate im Wahlkreis. Parteikollegen seien beim Aufhängen beschimpft worden. „Heil Höcke“ hätten Vorbeigehende gerufen. Für sie ist klar, wer hinter dem Angriff auf ihre Hunde steckt: „Bestimmten radikalen und demokratiefeindlichen Kreisen reicht es nun nicht mehr, Kandidaten und Wähler der AfD zu beschimpfen, Plakate zu entfernen oder zu beschmieren“, lässt sie sich in einer Pressemitteilung zitieren. Das gehe entschieden zu weit.

Belege für ihre Theorie gibt es nicht. Gleichwohl sind Politiker der AfD immer wieder auch zu Zielscheiben von Attacken der politischen Gegner geworden. So etwa in Hamburg-Wilhelmsburg, wo Plakate vor „Rassist_Innen im Viertel“ warnten. Darauf zu sehen: ein Foto der AfD-Landesschatzmeisterin samt Namen und Adresse, auch ihres Mannes und ihrer minderjährigen Tochter.

Quelle: Hamburger Abendblatt

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