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Okt 21

Nachts in Wiesbaden – Ein ungutes Gefühl seit der Asylflut bei jungen Frauen

Foto: Photographee.eu – stock.adobe.co

Viele junge Frauen sind abends nicht gern allein in der Wiesbadener Innenstadt unterwegs. Woher rührt dieses ungute Gefühl und was tut die Polizei, um mehr Sicherheit zu gewährleisten? Eine Betrachtung.

WIESBADEN – Blitzumfrage der Polizei am vergangenen Samstagabend in der Innenstadt. Von 130 jungen Mädchen und Frauen, die zwischen halb neun und halb zwölf dort unterwegs sind, fühlen sich mehr als die Hälfte unsicher. Die allermeisten dann, wenn sie Gruppen junger Männer begegnen, die zu dieser Uhrzeit auch oft in der Innenstadt unterwegs sind. Es muss gar nichts passieren, trotzdem haben die jungen Frauen kein gutes Gefühl, wenn sie durch die Stadt laufen. Vor allem am Platz der Deutschen Einheit und im Inneren Westend, geben sie an, sind sie nicht gerne unterwegs. 37 Prozent der befragten 17- bis 30-Jährigen fühlen sich sicher. Mehr als die Hälfte berichtet den Polizisten von „unsicherer oder belästigender Situation“, fast immer geht es um ständiges Ansprechen, um Hinterherlaufen, bis zum Festgehalten- und Bedrängtwerden. „Wir müssen hier etwas tun“, sagt Polizeipräsident Stefan Müller.
Bürgermeister Oliver Franz (CDU) und Müller präsentierten eine Zwischenbilanz des Projekts „Gemeinsam Sicheres Wiesbaden“, ein Konzept, bei dem Stadt und Landespolizei seit einem halben Jahr verstärkt zusammenarbeiten und das nach Ansicht beider erfolgreich ist. Es gehe, betont Franz, nicht nur um „Law and Order“, es gehe auch um Stadtentwicklung, darum, die Innenstadt zu beleben, auch in den Abendstunden eben nicht nur Jugendliche, sondern auch andere Leute in die City zu locken, auch, um die soziale Kontrolle zu erhöhen. Franz nennt als gelungenes Beispiel einer abendlichen Belebung die „Winterstubb“ am Mauritiusplatz und erinnert an den Biergarten, der dort vor Jahrzehnten mal war.
Zurück zu den jungen Frauen, die befragt wurden. Sie ziehen Konsequenzen aus ihren Ängsten: 61 Prozent gehen nicht alleine oder nur sehr ungern alleine abends weg. Mehr als die Hälfte, nämlich 56 Prozent, möchten mehr uniformierte Kräfte in der City, 22 Prozent wollen mehr Kontrollen, 19 Prozent finden die Beleuchtung nicht ausreichend. „Präsenz und Kontrolldruck sind wichtig“, bilanziert Müller und untermauert dies mit vielen weiteren Zahlen zur Sicherheit in Wiesbaden.
Von 21 bis 5 Uhr keine gefährlichen Gegenstände:
Am 13. Dezember wird die Stadtverordnetenversammlung aller Wahrscheinlichkeit nach eine Waffenverbotszone beschließen, die dann von Januar an gelten soll, und zwar in der Fußgängerzone und in Teilen des Inneren Westends bis zur Höhe Hellmundstraße (wir berichteten). In diesem Areal ist dann das Tragen von Waffen und gefährlichen Gegenständen, die nicht offiziell als Waffen deklariert sind, von 21 bis 5 Uhr verboten. In dieser Zone darf die Polizei dann ohne Anlass kontrollieren. Als gefährliche Gegenstände sollen unter anderem auch Äxte, Hämmer und Baseballschläger definiert werden. Die Sitzungsvorlage von Ordnungsdezernent Oliver Franz geht jetzt in die politische Abstimmung. Das Gebiet war nach einer Analyse von Straftaten in den Jahren 2016 und 2017 bestimmt worden.

 

In der Innenstadt sind viel mehr Streifen unterwegs: Seit Januar wurden an 82 Kontrolltagen 2000 Personen kontrolliert. 45 von ihnen sind polizeibekannt, die bereits mehr als fünfmal kontrolliert worden waren, unter ihnen 19 sogenannte Intensivtäter, also solche, die immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt kommen. Und genau auf diese habe man jetzt viel mehr ein Auge als früher. Sie werden so früh wie möglich identifiziert, was letztlich auch dazu führt, dass sie früher Konsequenzen ihres Handelns zu spüren bekommen. Isabel Müller, stellvertretende Leiterin der Polizeidirektion Wiesbaden, stellte vor, was hier seit Januar 2018 passiert ist.

Froh über schnelle Fahndungserfolge

Insgesamt gibt es in Wiesbaden 128 polizeibekannte Intensivtäter. 26 fallen in die Kategorie „Besonders auffällige Straftäter unter 21 Jahre“ (Basu 21), junge Leute, bei denen die Polizei doch noch von einer günstigen Sozialprognose ausgeht. 102 Intensivtäter fallen in die Kategorie MIT (Mehrfach- und Intensivtäter), die wenig kooperativ sind und eine ungünstige Prognose haben. Von diesen sind 42 jünger als 21 Jahre, 60 sind älter. Im vergangenen halben Jahr wurden zehn Neue dieser Gruppe zugeordnet. 25 Intensivtäter wurden seit Januar inhaftiert. Wenn der Druck steigt, Festnahmen schneller erfolgen als früher, „dann spricht sich das in der Szene herum“, weiß ein Insider.

Isabel Müller nennt zwei Beispiele schneller Festnahmen: Am 19. August hatte ein Mann zwei andere Männer am Platz der Deutschen Einheit mit einem Messer bedroht. Es gab schnell einen Tatverdacht, einer der Bedrohten erkannte ihn auf einem Bild, er wurde festgenommen und kam am 24. August in Untersuchungshaft. Kranzplatz, 13. Oktober: gefährliche Körperverletzung und versuchter schwerer Raub. Auch hier ein Messer im Einsatz. Um 0.30 Uhr wurde der Tatverdächtige festgenommen, er saß bereits von Juni 2017 bis September 2018 in Haft, wegen Flucht- und Wiederholungsgefahr ist er jetzt wieder im Gefängnis.
Ehrlichgemacht: Die Zeitung hat die Überschrift vergessen richtig zu schreiben, oder diese zensiert, wir haben das korrigiert, daher weicht die Überschrift von dem Original ab, der Rest wurde nicht verändert

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