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Jun 18

Neue EU-Migrationsstatistik: Die meisten Asylsuchenden kommen nach Deutschland

Neue Zahlen der EU-Asylagentur zeigen: Nirgendwo wird so oft Asyl beantragt wie in der Bundesrepublik. Mit mehr als 222.000 sind es fast 100.000 mehr als im zweitplatzierten Land. 53 Prozent aller in der EU 2017 anerkannten Flüchtlinge leben in Deutschland.

In Deutschland kamen im vergangenen Jahr mit Abstand die meisten Asylsuchenden in Europa an, nämlich fast doppelt so viele wie in Italien. Das geht aus dem Jahresbericht der in Malta ansässigen European Asylum Support Agency (Easo) hervor. Danach registrierte Deutschland mit 222.560 Anträgen fast ein Drittel der gesamten Ankommenden. 128.850 Asylanträge wurden in Italien gestellt und knapp 100.000 in Frankreich. Auf Rang vier folgt mit 58.650 Asylsuchenden Griechenland. Auch wenn die deutsche Zahl damit zwar einen Rückgang von rund 70 Prozent gegenüber 2016 darstellt, erscheint die Klage von Griechenland und Italien, von Europa völlig allein gelassen zu werden mit dem Andrang Migranten, in einem anderen Licht. Im Januar bis April 2018 hat sich die Zahl der Anträge in der EU laut Easo im Durchschnitt auf eine Zahl unter 50.000 pro Monat stabilisiert.

Der Bericht zeigt auch, wie drastisch die Verteilung der Flüchtlinge in Europa weiterhin auseinanderklafft, auch wenn die Ungleichheit 2016 noch viel größer war. Damals stand Deutschland mit 745.155 Asylgesuchen an der Spitze, gefolgt von der Nummer zwei, Italien, mit 122.960. Insgesamt hatten damals 1,3 Millionen Menschen Asyl gesucht.

2017 waren es nun noch 728.470 Menschen in der EU inklusive Norwegen, der Schweiz, Island und Liechtenstein, also 44 Prozent weniger als noch 2016. Aber im Grunde schultern gut ein halbes Dutzend der EU-Staaten fast die gesamte Last der Migration. Auffällig ist auch: Während sich Polen und Ungarn zwar lautstark weigern, Flüchtlinge aufzunehmen, sind dort doch immerhin auch im vergangenen Jahr 5000 beziehungsweise 3400 Asylanträge von der Easo registriert worden.

Andere EU-Staaten hingegen, auf die niemand schaut, beteiligen sich so gut wie gar nicht an der Lastenverteilung. So sind beispielsweise alle drei baltischen Staaten – Litauen, Lettland und Estland – so gut wie außen vor. Sie haben zusammen nur rund 1000 Menschen aufgenommen. Aber auch Luxemburg, Malta oder Portugal stehen mit nur 0,3 beziehungsweise 0,2 Prozent aller Asylanträge in der EU in der Statistik. Die stärkste Zunahme hat mit einem Plus von 158 Prozent Rumänien, gefolgt von Spanien (plus 98 Prozent). Dort sind allerdings die absoluten Zahlen nach wie vor weitaus geringer als in Deutschland: Rumänien hatte 4815 Asylsuchende, Spanien 31.120.

Der Migrationsdruck an den EU-Außengrenzen sei zwar weiterhin hoch, aber zugleich im zweiten Jahr in Folge rückläufig, vor allem auf den östlichen und zentralen Mittelmeerrouten. Allerdings gab es auf der westlichen Mittelmeerroute einen beispiellosen Anstieg. In Deutschland sind die meisten Asylbewerber Syrer, in Italien kamen die meisten Migranten aus Nigeria.

Rückgang der positiven Asylbescheide

Deutschland stellte 2017 insgesamt 123.895 Menschen einen positiven Asylbescheid aus. Das war ein Rückgang von 52 Prozent gegenüber dem Jahr zuvor. Das entspricht allerdings 53 Prozent aller in der EU anerkannten Flüchtlinge. Die meisten anerkannten Asylbewerber kamen aus Syrien (28 Prozent). Zudem erteilte die Bundesrepublik fast 100.000 Menschen subsidiären Schutz.

Das waren 62 Prozent aller in der EU erteilten solchen Aufenthaltsgenehmigungen. Subsidiären Schutz genießen Migranten, die kein Asyl bekommen, aber auch nicht abgeschoben werden.

EU-weit waren im vergangenen Jahr knapp die Hälfte aller Asylentscheidungen (462.355 von 996.685) positiv. Die Anerkennungsquote lag aber 14 Prozentpunkte unter der von 2016. Die Anzahl der negativen Entscheidungen stieg von 449.910 im Jahr 2016 auf 534.330 im Jahr 2017. Insgesamt waren Ende 2017 noch 954.100 Anträge ohne Entscheidung.

Deutschland hat aber auch 262.565 Asylanträge abgelehnt (plus 33 Prozent). Ein härtere Linie ist Österreich gefahren: Dort wurden im vergangenen Jahr über 26.000 Anträge negativ beschieden, das war ein Plus von 118 Prozent. Spanien war sogar noch restriktiver: Die Iberer lehnten knapp 8700 Anträge ab (plus 156 Prozent).

Quelle: welt

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