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Feb 12

Norderstedt | Stadt erteilt Baugenehmigung für Moschee

Transparent und technisch innovativ: Der Entwurf der Norderstedter Eyup-Sultan-Moschee aus dem Büro von Architekt Selçuk Ünyılmaz Foto: Selçuk Ünyılmaz / HA

Die Eyup-Sultan-Moschee darf in Norderstedt gebaut werden. Kritik an den Plänen kommt aus Langenhorn und von der AfD.

Norderstedt.  Der Neubau der Eyup-Sultan-Moschee der Islamischen Gemeinde an der Straße In de Tarpen 122 hat die letzte baurechtliche Hürde genommen. „Hinsichtlich der Baugenehmigung für den Moschee-Neubau wartet die Stadtverwaltung noch auf ein Antwortschreiben einer Kreisbehörde. Derweil dieser Aspekt nicht als strittig angesehen wird, geht die Verwaltung davon aus, dass die Baugenehmigung in den kommenden Tagen erteilt werden kann“, sagt Stadt-Sprecher Bernd-Olaf Struppek.

Damit kann sich die Gemeinde der Umsetzung des Vier-Millionen-Euro-Projektes widmen. Nach den Plänen des Architekten Selçuk Ünyılmaz soll eine in Deutschland einzigartige Moschee entstehen: Ein kubisches, transparentes Gebetshaus mit einer gläsernen Kuppel, dazu Räume für die Frauen- und Jugendarbeit, die Wohnung des Imam, aber auch ein Lebensmittelgeschäft, ein Friseur, ein Reisebüro und ein Café. Die technische Ausstattung der Moschee setzt laut Ünyılmaz neue Maßstäbe. Sie gewinnt Kristallisationsenergie über seine gläserne Fassade und einen Eisspeicher und Strom über Windenergieanlagen in den beiden 21 Meter hohen Minaretten.

„Wir sind mit der Planung jetzt schon drei Monate zurück, wir hatten früher mit der Genehmigung gerechnet“, sagt Selçuk Ünyılmaz. „Ob wir den Baubeginn zwischen August und Oktober halten können, ist fraglich.“ Es sei ein betriebswirtschaftliches Wagnis, die Bauarbeiten kurz vor Beginn des Winters zu beginnen. „Wir müssen das Grundwasser um einen Meter absenken und dazu Pumpen laufen lassen, die für Zehntausende von Euro Strom verbrauchen. Wenn die bei einem Baustopp wegen Witterung weiterlaufen, kann es teuer werden.“ Deswegen überlegt die Gemeinde, den Baubeginn auf Frühjahr 2019 zu verschieben.

Langenhorn: Viele Flüchtlinge und jetzt noch die Moschee

Was die Reaktionen der Öffentlichkeit auf den Neubau der Moschee angeht, so nehmen die kritischen Stimmen zu – und zwar jenseits der Landesgrenze in Hamburg. „Die Langenhorner fühlen sich durch das vergleichsweise große Kontingent an Flüchtlingen im Stadtteil ohnehin schon belastet“, sagt der CDU-Bezirksabgeordnete Nizar Müller. „Durch die große Moschee auf der Landesgrenze wird nun befürchtet, dass viele der Flüchtlinge auf Dauer im Viertel bleiben und die Nachbarschaft spürbar verändern.“ Eine klare Distanzierung der zur DITIB-Nord zählenden Norderstedter Gemeinde gegenüber dem türkischen Islamverband würde fehlen. Eine Daseinsberechtigung spricht Müller der Moschee nicht ab, und er begrüßt die gelungene Architektur. „Aber die verkehrliche Situation muss noch besprochen werden.

Bei großen Feierlichkeiten kann es nicht sein, dass der gesamte Straßenraum – auch auf Hamburger Seite – zugeparkt wird.“ Müller will das Bezirksamt Nord auffordern, sich mit den Norderstedter Kollegen in der Sache abzustimmen. Auch mit der Norderstedter CDU hat Müller Kontakt aufgenommen. „Aus unserer Sicht ist die Moschee ein herausragender Plan und ein echter Hingucker für die Stadt“, sagt CDU-Stadtvertreter Peter Holle. „Herr Müller wollte auch eine Unterschriftenaktion gegen die Moschee starten – dem haben wir uns nicht angeschlossen.“ Holle betont, dass auch er die verkehrliche Situation kritisch findet und deshalb die Stadt um rechtliche Prüfung gebeten habe.

Doch baurechtlich ergab sich eben kein Problem. Eindeutig gegen die Moschee positioniert sich in Norderstedt lediglich die AfD. Ex-Oberbürgermeister-Kandidat Christian Waldheim fordert den Stopp der Neubauplanung, empfindet die beiden 21-Meter-Minarette als zu hoch, befürchtet störende Muezzin-Rufe über der Nachbarschaft und sieht die DITIB-Verbindung der Gemeinde kritisch. Selçuk Ünyılmaz hat Waldheim daraufhin zu einem Informationsgespräch bei einem Glas Tee eingeladen, und Waldheim nahm an.

Treffpunkt für die Öffentlichkeit

Generell sind Ünyılmaz und die Norderstedter Gemeindemitglieder enttäuscht über die aufbrandende Kritik. „Wir fühlen uns nicht gewürdigt“, sagt Ünyılmaz. „Wir sind nicht die islamischen Traditionalisten. Wir planen ein innovatives, transparentes Moschee-Projekt und wollen uns der Öffentlichkeit als Treffpunkt anbieten.“ DITIB habe weder mit der Planung, noch mit der Finanzierung etwas zu tun. Und ihren Imam wollen die Norderstedter so bald wie möglich in deutschen Islamschulen verpflichten. „Wir Norderstedter Muslime zählen zu den vier Millionen aufgeklärt denkenden und gut integrierten Muslimen in Deutschland. Und trotzdem spricht die Öffentlichkeit nur über die vielleicht 500 verrückten Islamisten im Land.“

Niemand, weder in Langenhorn noch in Norderstedt, müsse aufgrund der neuen Moschee den Zustrom von Muslimen befürchten. „Kein Muslim sucht sich den Wohnort nach der Moschee aus“, sagt Selçuk Ünyılmaz. Mit über 40 Stellplätzen habe die Moschee auch genügend Parkraum, und auf die Disziplin der Moschee-Besucher beim Parken werde künftig geachtet.

Quelle: Abendblatt

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