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Mai 13

Raubüberfälle ängstigen Friedhofsbesucher in ganz NRW

Heidi Brücken (l.) besucht das Grab ihres Mannes meist nur noch in Begleitung ihrer Freundin Dagmar Ceroti – und das auch nur tagsüber. Die Düsseldorferin hat Angst, allein auf den Friedhof zu gehen. FOTO: Schwerdtfeger

Düsseldorf. Auf Friedhöfen in NRW kommt es in den letzten Wochen vermehrt zu Raubüberfällen. Laut Polizei schlagen die Täter zu, wenn ihre Opfer beten oder das Grab pflegen. In Bottrop wurde eine 86-Jährige von einem Angreifer schwer verletzt.

Heidi Brücken geht eigentlich nur noch in Begleitung einer Freundin auf den Friedhof, um das Grab ihres Mannes zu besuchen. „Alleine hätte ich ein ungutes Gefühl“, sagt die Düsseldorferin. „Ich hätte dann Angst, überfallen zu werden.“ Zu zweit fühle sie sich einfach sicherer. In den Abendstunden oder zu Tageszeiten, an denen es bereits früher dunkel wird, meidet sie den Friedhof sogar ganz. „Dann ist es mir dort zu gefährlich.“

Besonders ältere Menschen wie Heidi Brücken fürchten, auf dem Friedhof Opfer eines Raubüberfalls zu werden. In den Polizeimeldungen aus Nordrhein-Westfalen häufen sich allein in den vergangenen Wochen die Fälle, bei denen Senioren während, vor oder nach der Grabpflege überfallen oder bei denen währenddessen das Auto auf dem Parkplatz aufgebrochen worden ist – unter anderem in Bottrop, Hagen, Warendorf, Dormagen, Dortmund, im Kreis Recklinghausen, in Coesfeld und Herne.

Angstort Friedhof

„Der Friedhof ist für die Täter ein prädestinierter Ort für einen Überfall“, bestätigt ein Polizeisprecher aus Bottrop. „Dort gibt es eigentlich fast nie Zeugen. Die Täter können ihre Opfer, die zudem meistens alleine unterwegs sind, also in Ruhe ausgucken und dann ausrauben“, sagt er.

Erst am vergangenen Montag ist auf dem Bottroper Parkfriedhof eine 86-Jährige überfallen worden – und das zur Mittagszeit. Die Frau wurde dabei schwer verletzt und musste in ein Krankenhaus eingeliefert werden. „Der Täter hatte die ältere Dame von hinten umgerissen und ihr die Handtasche gestohlen“, so der Polizeisprecher.

In diesem Fall konnte der Handtaschenräuber, ein 25 Jahre alter Mann aus Bottrop, wenig später in der Nähe des Tatorts gefasst werden – was bei diesen Delikten nicht häufig vorkommt. Nach Angaben des Landeskriminalamtes (LKA) sind im vergangenen Jahr nur 23 Prozent aller Handtaschenraube (nicht nur die auf Friedhöfen) aufgeklärt worden.

„Die meisten Täter, die ermittelt werden konnten, sind 21 Jahre alt oder jünger. Etwa jeder Zweite aus dieser Tätergruppe hat eine nichtdeutsche Staatsbürgerschaft“, so LKA-Sprecher Frank Scheulen, der betont, dass der Friedhof als Tatort nicht einzeln in der Kriminalitätsstatistik aufgeführt werde und man deshalb auch nicht sagen könne, ob die Raubüberfalle dort zugenommen haben. „Generell gibt es beim Taschenraub aber einen stark rückläufigen Trend.“

Die Tricks der Taschendiebe – davor warnt die Polizei FOTO: Polizei Köln

Polizei: Keine Wertgegenstände mitnehmen, nicht alleine auf den Friedhof

Nach Angaben der Polizei ist die Masche der Täter, die auf Friedhöfen zuschlagen, fast immer gleich: Sie nutzen den Moment aus, wenn ihre Opfer das Grab pflegen oder beten, weil sie dann abgelenkt sind. Manchmal reißen sie im Vorbeirennen die Tasche vom Arm oder bedrohen sie mit einem Messer. Die Polizei rät daher: keine Handtaschen oder Wertgegenstände mit auf den Friedhof nehmen. Zudem sollte die Umgebung im Auge behalten und darauf geachtet werden, dass möglichst immer jemand in der Nähe ist.

Auf dem Düsseldorfer Nordfriedhof sei das zumindest tagsüber fast immer der Fall, sagt Andreas Fell, der dort die Friedhofsgärtnerei betreibt. „Von uns ist immer jemand in Rufweite. Durch die Hecken und Sträucher kann man aber nicht immer alles sofort sehen“, betont Fell, der auch von Taschendiebstähle weiß. „Aber das kommt sehr selten vor.“ Derzeit habe er mehr Probleme mit Pflanzendieben. „Es wird alles Mögliche an Blumen von den Gräbern gestohlen“, sagt er.

Auch Heidi Brücken legt immer frische Blumen aufs Grab ihres Mannes. Dass selbst die gestohlen werden, macht sie fassungslos. „Es ist schon sehr traurig, dass man sich als ältere Frau alleine auf dem Friedhof nicht mehr richtig sicher fühlt.“

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